Diagnose: Depressionen
von Stefan (34; Name geändert)
1. Wie war Ihr Leben vor der psychischen Erkrankung? Was haben Sie vorher gemacht?
Mein Leben vor der psychischen Erkrankung verlief relativ normal. Ich habe 12 Jahre in einer eigenen Wohnung gelebt. Kontakt zu meinen Angehörigen habe ich leider nicht mehr, jedoch hatte ich zu der Zeit einen relativ großen Freundeskreis mit dem ich auch meine Freizeit gestaltet habe.
Beruflich habe ich mich des Öfteren umorientiert und somit in viele Berufe rein geschaut. Ich habe z.B. als Bauhelfer, Pizzabote, Prospekteverteiler und der gleichen gearbeitet. Allerdings habe ich nie einen langjährigen festen Job gehabt.
2. Wie und woran haben Sie erkannt, dass Sie eine psychische Erkrankung haben u. wie war der weitere Verlauf?
Nach einigen Jahren merkte ich für mich selber, dass ich mich schleichend von meinem Freundeskreis abgewandt habe und zunehmender alleine sein wollte. Ich habe meine Wohnung vernachlässigt, bin immer weniger vor die Haustür gegangen. Selbst das Einkaufen viel mir irgendwann so schwer, das ich direkt für den ganzen Monat nur Konserven gekauft habe um etwas zu essen, zu haben. Mir wurde klar, das irgendwas nicht mit mir stimmen kann, allerdings wollte ich dem nie so recht ins Gesicht sehen. Auch meine Freunde und Bekannte haben mich irgendwann darauf hingewiesen. Irgendwann verfestigten sich die Verhaltensweisen so stark, das ich im Prinzip völlig verwahrloste. Meine Wohnung ein absoluter Albtraum. Lebenskraft und einen Sinn, habe ich keineswegs mehr gesehen. Das einzige was mich noch am Leben hielt, waren meine Katzen. Der Zustand war irgendwann so unerträglich, dass ich mich an den Sozialpyschiatrischen Dienst vom Landkreis Emsland gewendet habe. Nach vielen und langen Gesprächen, entschied ich mich in Krankenhaus nach Haselünne zu gehen. Diagnose: Depressionen. Dies führte vorerst zu noch mehr Verzweiflung. Ich stellte mir immer wieder die Fragen, warum ich? Wie soll das alles weitergehen? Ein Kreislauf der gedanklich für mich kaum zu durchbrechen war. Nach einigen Wochen wurde ich aus dem Krankenhaus entlassen. Ich zog zurück in meine Wohnung. Ich habe Medikamente bekommen, die mir helfen sollten meine gesundheitliche Verfassung zu stabilisieren. Anfangs nahm ich diese auch, doch von Tag zu Tag holte mich der Alltag wieder ein und es ging mir wieder zunehmender schlechter. Irgendwann wurde mir jedoch klar, dass es so nicht weiter gehen kann. Es gab nur zwei Optionen, entweder ich nehme mir das Leben, was ich jedoch meiner Katze nicht antun konnte oder ich nehme Hilfe in Anspruch. Zusammen mit dem SPD und mit meinen gesetzlichen Betreuer, den ich in meiner schlimmen Krankheitsphase gestellt bekommen habe, stellten wir den Kontakt zum Lotse her. Erneut stand mir eine neue anstrengende Zeit bevor. Auch wusste ich immer noch nicht für mich selber ob das der richtige Weg ist. Dennoch habe ich mich darauf eingelassen. Nach vielen und langen Gesprächen, fing dann die Betreuung durch den Lotse an. Das erste Ziel was ich und der Lotse verfolgten war ein Umzug in eine Wohngemeinschaft. Knapp 4 Wochen später bekam ich ein Zimmer in einer WG. Ein sehr großer Schritt nach 12 Jahren alleine seins. Auch war ich von sehr zwiespältigen Gedanken geplagt. Dennoch unterstütze man mich, wo es nur ging. Oft hatte ich Schwierigkeiten damit die Unterstützung anzunehmen und viel oft wieder in depressive Phasen zurück. So ca. nach 3 Monaten schaffte ich es meine neue Situation zu akzeptieren und ich merkte, das mir der Umzug und die Unterstützung im Alltag sehr gut tat. Von Tag zu Tag fühlte ich wieder sowas, wie ein Leben und ich wurde immer zufriedener damit, den Schritt gewagt zu haben.
3. Wie ist jetzt ihre Situation?
Zurzeit bin ich sehr zufrieden. Endlich kann ich wieder frei Leben. Ich habe wieder Kontakte geschlossen, esse regelmäßig und gestalte meine Freizeit. Um es platt zu sagen, ich habe wieder Spaß am Leben gefunden. Nur selten gibt es noch Tage, an denen es mir nicht so gut geht. Und selbst wenn es mal einen Tag gibt, habe ich gelernt dies zu akzeptieren und versuche mich an den kleinen Dingen zu erfreuen.
4. Ausblick in die Zukunft: Was wünschen Sie sich?
Für meine Zukunft wünsche ich mir einfach nur noch, dass ich meine jetzige Gesundheitliche Verfassung so behalte. Gerne würde ich irgendwann mal einem Job nachkommen, doch ist das ein Ziel was von meiner Seite aus sehr langfristig gesetzt ist. Doch stell ich keine großen Ansprüche mehr an das Leben.
Ich möchte einfach nur gesund bleiben!!!