Verein zur Hilfe seelisch Erkrankter im Emsland e.V.

Reflexion: mein FSJ beim Lotse e.V.


von Mirijam

Hallo, mein Name ist Mirijam und ich habe vom 1.09.2014 bis zum 31.08.2015 mein Freiwilliges Soziales Jahr bei Lotse e.V. absolviert.
Wie kam ich überhaupt dazu, mich solch einer Herausforderung zu stellen?
Schon nach meinem Realschulabschluss wollte ich praktisch arbeiten, fühlte mich jedoch noch zu unerfahren und entschloss mich deshalb für das Abitur. Während dieser drei Jahre lernte ich die Fächer Pädagogik und Psychologie kennen und wusste nach meinem Abschluss: Ich will Psychologie studieren. Jedoch kamen Zweifel auf, ob ich mich der Arbeit mit psychisch Erkrankten überhaupt gewachsen fühle. Der Wunsch nach praktischer Arbeit und die Gelegenheit, mich in den Dienst der Gesellschaft zu stellen, brachte mich auf das Freiwillige Soziale Jahr. Nach dem Informationsgespräch beim Bistum Osnabrück, dem Bewerbungsgespräch beim Lotse e.V., einem Hospitationstag und der vertraglichen Vereinbarung konnte es dann endlich losgehen.

In der Anfangszeit wurde ich in den Bereichen Ergotherapie und Hauswirtschaft eingearbeitet und lernte dadurch den täglichen Ablauf kennen. Während ich zunächst im Übergangswohnheim tätig war, durfte ich nach eineinhalb Monaten auch die Bewohner des Langzeitwohnheims kennenlernen. Von nun an war meine Arbeitswoche für beide Wohnheime eingeteilt. Zu Anfang waren die vielen Eindrücke, die verschiedenen Häuser und die Schicht- und Wochenendarbeit sehr gewöhnungsbedürftig für mich, doch die monatlichen Gespräche mit meiner Mentorin halfen mir, mich zurecht zu finden.

Mein ProjektMein Projekt

Meine täglichen Aufgaben variierten je nach Schicht und bestanden im Grunde aus Unterstützung und Motivation der Bewohner. Morgens begleitete ich das Frühstück, danach unterstützte ich die Bewohner in ihren Diensten und half bei der Zubereitung des Mittagessens oder in der Ergotherapie. Nachmittags begleitete ich die Kaffeepause, das Nachmittagsprogramm und abends das Abendessen.
Donnerstags nachmittags war ich der Gartengruppe zugeteilt. Dies hieß, zusammen mit den Bewohnern die anfallenden Tätigkeiten im Garten von Fegen bis hin zum Hecke-schneiden zu bewältigen. Ein besonderes Highlight war es für mich, drei Bewohner aus beiden Wohnheimen alle zwei Wochen mittwochs zur Reittherapie zu begleiten. Besonders freute es mich, die zufriedenen und glücklichen Gesichter auf den Rücken der Pferde zu sehen.  
Während des Jahren organisierte ich auch kleine Angebote am Wochenende, wie z.B. eine Weihnachtsmarkttour, Boßeln, etc. um mehr Freizeitmöglichkeiten anzubieten.

Neben der Zeit im Wohnbereich gab es auch noch die Bildungsseminare vom Bistum Osnabrück, die fünf Mal im Jahr stattfanden. Auf dem letzten Seminar sollte eine Abschlussreflexion erstellt werden, damit alle anderen Seminarteilnehmer (auch FSJler oder BFDler) und unsere Teamer eine Vorstellung davon bekommen, was wir während unseres Jahres erlebt haben und wie unsere Einsatzstelle eigentlich aussieht. Da ich während meines FSJs einige kreative Bewohner kennen gelernt habe, wollte ich ihnen die Chance geben, gemeinsam mit mir das Jahr und unsere Zeit noch mal Revue passieren zu lassen. Um unsere Ideen und Gedanken festzuhalten, besorgte ich Leinwände, die wir gemeinsam bemalten und beklebten. Da ich den Bewohnern freie Hand ließ, wie sie ihre Leinwand bemalten, war ich sehr gespannt auf die Resultate. Zum Schluss fügte ich dann alle Leinwände zu einem Gesamtbild zusammen.
Das schlussendliche Ergebnis hat mich dann sehr überwältigt, besonders das Gedicht eines Bewohners. Auch kamen unser Projekt und meine Präsentation bei den Seminarteilnehmer sehr gut. Alle bekamen einen guten Einblick in mein spannendes und aufregendes Jahr beim Verein Lotse e.V.

Nun ist mein Jahr vorüber und mir fehlen besonders die Bewohner und Mitarbeiter, die mir nach einem solchen Jahr doch ein Stück weit ans Herz gewachsen sind. Dieses Jahr hat mich absolut darin bestärkt, mein Psychologiestudium aufzunehmen und werde dies ab Mitte Oktober tun. Diese Zeit hat mich nicht nur beruflich weitergebracht, sondern auch meine Kompetenzen erweitert und mich persönlich weiterentwickelt.
„Es sind die Begegnung mit Menschen, die das Leben lebenswert machen“ und damit hat Guy de Maupassant vollkommen Recht, denn nicht nur die Bewohner, sondern auch die Menschen, die mit ihnen arbeiten, nehmen viel daraus mit. Deshalb möchte ich nie die Begegnung mit den Bewohnern missen, denn dieses Jahr war zwar anstrengend, aber es gab viele schöne Momente, die mir immer in Erinnerung bleiben werden.